Chronik des Förderkreises Schloss Ortenburg (1987-2004)

(von Walter Fuchs)

 

Als 1974 von Graf Alram zu Ortenburg der Wildpark eröffnet wurde, war dies für Ortenburg ein großes Ereignis. An der Kasse standen die Besucher Schlange um eine Eintrittskarte. Alles im Wildpark war neu. Ein großer Springbrunnen empfing die Gäste und es war eine Freude, ganz besonders für Kinder, einmal die verschiedenen Tiere so hautnah zu erleben. Bei so viel Besuchern im Lauf der Jahre und den stets der Witterung ausgesetzten Einrichtungen wie Volieren, Zäune, Hütten, Wege und Wasserleitungen ist es nur zu verständlich, dass ständig hätte erneuert, ausgebessert und verbessert werden müssen, um die Attraktivität des Wildparks zu erhalten.

 

Dies ist nach vierzehn Jahren seines Bestehens nicht in dem Maß geschehen wie es notwendig gewesen wäre. Die Zahl der Besucher ließ nach und damit auch die Rentabilität. Der Betreiber des Wildparks wohnte in Tambach und konnte oder wollte nichts mehr investieren, so dass der Wildpark vor der Auflösung stand. Um dies zu verhindern, konnte von der Gemeinde der Vogelparkbesitzer Erich Schobesberger und seine Frau gewonnen werden, den Wildpark unter ihrer Leitung wieder auf Vordermann zu bringen.

 

Beherzte Ortenburger Bürger unter Federführung von Bürgermeister Fritz Gebeßler taten sich zusammen und riefen zu einer am 26. Januar 1987 stattfindenden öffentlichen Versammlung auf mit der Absicht, einen Förderkreis für den Bereich Schloss Ortenburg und des Wildparks ins Leben zu rufen. Heiß wurde dieses Thema diskutiert, doch zum Schluss war man einhellig der Meinung, dass der Wildpark erhalten werden muss. Am 03. Februar 1987 fand die Gründungsversammlung statt, bei der in geheimer Wahl Rolf Jacobs zum Vorstandsvorsitzenden gewählt wurde. Johanna Dietel wurde zweite Vorsitzende und Erhard Just Schriftführer und Kassier. Zu Beisitzern wurden gewählt Fritz Gebeßler Erich Langmeyer Mathias Wimmer und Josef Steinhuber jun. von Sammarei. Dem Verein traten spontan 57 Mitglieder bei. Die vorgelegte Satzung wurde ohne Einwände angenommen und der Jahresbeitrag auf 24 DM festgesetzt.

 

Zum Förderkreis selbst erklärte Bürgermeister Gebeßler, daß dieser sich auf den ganzen Schlossbereich erstrecke und vorallem auch kulturelle Ziele verfolge. Vorrangig ging es jedoch um die finanzielle Unterstützung bei der Generalsanierung des Wildparks. Bereits bei der Gründungsversammlung ist der respektable Betrag von 14 000 DM an Spenden zusammengekommen und der Marktrat hatte eine Zusage von 18 000 DM gegeben. Mit dem Geschäftsmann Rolf Jacobs an der Spitze des Vereins hatte man eine gute Wahl getroffen. Wie sich bald herausstellte, konnte er durch seine guten Geschäftsverbindungen bis zum 29. April den Spendenbetrag von 14 000 auf 33 630 DM erhöhen. Nachdem die Ortenburger ein so großes Engagement in der Geldbeschaffung zeigten, gab die Regierung von Niederbayern noch eine Investitionsbeihilfe von 25 000 DM dazu. Damit war die Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen des Wildparks gesichert. Von November 1987 bis April 1988 war nun der Wildpark geschlossen. Mit ABM-Arbeitern konnten jetzt in Ruhe die notwendigen Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Wege, Zäune und Wasserleitungen mußten repariert und neue Gehege angelegt werden.

 

Bis zum Frühjahr wurden 60 000 DM verbaut und der Wildpark machte wieder einen gepflegten Eindruck. Selbst die Arbeiter leisteten einen Beitrag zur Wiederherstellung des Wildparks mit unbezahlten Überstunden. Als Anerkennung wurden sie nach Abschluss der Arbeiten zu einem Essen eingeladen. Bei der dritten Vorstandssitzung am 06. November konnte man bereits 96 Mitglieder zählen, die dem Förderverein beigetreten waren. Allen Vereinsmitgliedern wurde eine Mitgliedskarte ausgehändigt, die zu einem kostenlosen Eintritt in den Wildpark, den Vogelpark oder in das Schlossmuseum berechtigte. Allen Geldspendern wurde zusätzlich eine Familienfreikarte für einen kostenlosen Besuch im Wildpark ausgehändigt. Erich Schobesberger, selbst voll Schwung den Wildpark attraktiver zu machen schwärmte davon, zwei Braunbären anzuschaffen. Doch zunächst musste ein entsprechendes Gehege gebaut werden, wozu jedoch im Moment das Geld nicht reichte.

 

Beflügelt von diesen Erfolgen, plante der Schlossförderkreis im April 1988 eine Tombola durchzuführen. Die Vorstandsmitglieder wurden ausgeschickt, Preise zu sammeln (man kam sich oft wie ein Bettler vor, sagte ein Mitglied), aber man zog es durch. Die Tombola fand im Rahmen des 0rtenburger Ostermarktes am 17. April 1988 statt. Hauptpreis war ein Fahrrad, ein Fernseher und ein Mikrowellenherd, die die Ortenburger Firmen Jacobs und Radio Hartl zur Verfügung stellten. Weitere Preise waren 10 Damenhosen, Grillgeräte, Spirituosen, Bohnenkaffee, Freikarten für den Besuch des Wildparks und noch viele attraktive Trostpreise. Um möglichst viel Geld einzunehmen, mischte man die Lose 1:10. Das war, wie man in der Praxis erfahren musste ein Fehler. Da bei den Loskäufern zu viele Nieten gezogen wurden, hielt sich der Kauf von weiteren Losen in Grenzen und wäre beinahe zum Flop geworden. Trotzdem konnte ein Reingewinn von 4 400 DM erzielt werden, der zur weiteren Verbesserung im Schlossbereich und der Renovierung des Schlossinnenhofes verwendet wurde.

 

Bei der Vorstandssitzung des Förderkreises am 20. Juli 1989 war auch der neue Wildparkbetreiber Erich Schobesberger mit eingeladen. Er berichtete über die Erweiterung des Wildparks in Richtung der ehemaligen Kiesgrube und die eventuelle Anschaffung von Berberaffen als Erweiterung des Tierangebotes. Von Braunbären war nicht mehr die Rede. Beisitzer Mathias Wimmer bat, wegen beruflicher Veränderung als Rektor nach Aidenbach, um Entlassung aus der Vorstandschaft zum 01. August 1989. In der Generalversammlung am 21.2.1992, bei der 26 Mitglieder anwesend waren, wurde Alois Dötter als sein Nachfolger gewählt. Fritz Gebeßler wurde zweiter Vorsitzender und zugleich Kassier, Erhard Just blieb weiterhin als Schriftführer und Johanna Dietel wurde als Beisitzerin gewählt.

 

Durch Mitgliedsbeiträge der letzten Jahre war die Förderkreiskasse wieder etwas gefüllt, so dass 5000 DM Zuschuss für die Sanierung des Brunnens vor dem Schloss, 3000 DM für die Ritterspiele und 1500 DM für die Aufstellung von drei Metallfahnenmasten am Eingang des Wildparks beschlossen wurden. Einen schweren Verlust erlitt der Förderkreis Schloss Ortenburg, als am 11. Februar 1995 nach längerer Krankheit der erste Vorsitzende Rolf Jacobs starb.

 

Als sein Nachfolger wurde in der Mitgliederversammlung vom 04. Mai 1995 einstimmig Altbürgermeister Fritz Gebeßler gewählt. Beisitzerin Johanna Dietel übernahm erneut die Aufgabe als zweite Vorsitzende. Die Stelle eines vierten Beisitzers wurde nicht besetzt. 1995 wurde die nächtliche Außenbeleuchtung des Schlosses installiert, wo sich der F6rderverein mit einem Drittel an den Kosten beteiligte. Für die Renovierung des Ziehbrunnens vor dem Schloss mussten die beschlossenen Mittel von 5000 auf 7 500 DM Zuschuss erhöht werden. Die Renovierung fiel sehr zur Zufriedenheit aller Beteiligten aus. Bei der Mitgliederversammlung am 04. Dezember 1997 im Schlosskeller, konnte der Förderkreis Schloss Ortenburg sein zehnjähriges Bestehen feiern. Dies war Aalaß zu einem ausführlichen Rückblick.

 

Erfreulich wurde vermerkt, dass der Wildparkbetreiber Erich Schobesberger durch die große Sanierung nun in der Lage war, die anfallenden Kosten zur Instandhaltung selber zu bestreiten. Des Weiteren wurden nochmals alle Fördermaßnahmen aufgezählt, unter anderem auch Zuschüsse für die Ausbesserung von Gebäudeteilen im Schloss. Der Kassenstand betrug inzwischen wieder 10 000 DM und soll bereitgehalten werden für die in nächster Zeit anstehende Sanierung unserer einmalig schönen Holzkassettendecke in der Schlosskapelle.

 

In den folgenden Jahren hat die Regsamkeit des Fördervereins etwas nachgelassen und ruhte mehr oder weniger. Der erste Vorsitzende Fritz Gebeßler war, wie er selber einmal sagte, bedingt durch sein Alter mehr Verwalter des Vereins als Motor. Da sich bei der Jahresmitgliederversammlung am 05. April 2001 kein neuer Vorsitzender finden ließ, übernahm der bisherige Vorsitzende nochmals die Leitung des Fördervereins. Die Mitgliederzahl war durch Tod und Austritte auf 72 gesunken. Neu gewählt als Kassier wurde Josef Steinhuber. Erhard Just legte aus gesundheitlichen Gründen den Schriftführerposten nieder. An seine Stelle wurde Gunter Wieland gewählt. Als neue Beisitzer sind Erich Schobesberger und Walter Fuchs gewählt worden. Zusätzlich wurden auf Vorschlag des Wahlleiters Ludwig Nothaft zwei Kassenprüfer gewählt: Hans Schricker und Franz Öller. Nach informellen Sitzungen der Vorstandschaft am 08. Mai und 12. Juni 2003, Fritz Gebeßler und Johanna Dietel wollten aus Altersgründen unbedingt ihr Amt abgeben, Erich Langmeyer aus gesundheitlichen Gründen, bereitete man die Übergabe des Vorsitzes und verschiedene Themen für die Mitgliederversammlung vor.

 

Die Hauptversammlung fand schließlich am 26. November 2003 im Schlosskeller statt. Anwesend waren 21. Mitglieder und 12 Gäste, die noch am selben Abend Mitglied des Schlossfördervereins wurden. Alfons Niederhofer von Maierhof, diesmal ein nicht in Ortenburg gebürtiger, konnte gewonnen werden, künftig den Vorsitz zu übernehmen, wenn er gewählt wird. Bürgermeister Reinhold Hoenicka übernahm die Wahlleitung. Alfons Niederhofer erklärte in kurzem Umriss seine Ziele und Pläne: Werbung neuer Mitglieder, Erweiterung der Beisitzer und zusätzlich zu den bestehenden Aufgaben des Fördervereins sollen kulturelle Veranstaltungen gefördert werden.

 

Mit technischen Verbesserungen, Kontakten und Besucherwerbung bei Veranstaltungen sollen neue Akzente gesetzt werden. Die geheim und per Handzeichen durchgeführte Wahl ergab folgendes Ergebnis: Alfons Niederhofer, 1. Vorsitzender Albert Seitz, 2. Vors. (neu nach Ortenburg zugezogen) Gunther Wieland , Schriftführer Josef Steinhuber, Kassier

 

Zu den bisherigen Beisitzern Alois Dotter, Walter Fuchs und Erich Schobesberger wurden neu hinzugewählt Brigitte Augentaler Gunter Braun, Monika Deger, Johanna Dietel, Gerda Grimbs, Wolfgang Hirschl und Andreas Orttenburger. Nach der abgeschlossenen Wahl der Vorstandsmitglieder würdigte der neu gewählte Vorsitzende Alfons Niederhofer die Verdienste seines Vorgängers. Er überreichte Fritz Gebeßler eine Urkunde und ernannte ihn zum Ehrenmitglied des Schlossfördervereins. Bürgermeister Reinhold Hoenicka berichtete noch über die am Vortag in München stattgefundene Besprechung mit den Fachstellen über die Renovierung der Renaissance-Holzkassettendecke in der Schlosskapelle.

 

Nach seinen Aussagen ist die Finanzierung gesichert. Die Arbeiten sollen jeweils im Winter 2004/2005 und 2006/2007 durchgeführt werden. Damit wird die kleine Chronik des Schlossfördervereins vorerst abgeschlossen.

 

Wie es weitergeht zeigt erst die Zukunft.

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